SAC Sektion Zermatt
Tourenbericht
Selvaggio Blu, 25. September–4. Oktober 2009 → Fotos
Leitung: | Bettina |
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Teilnehmer: | Edi, Leo, Priska, Annette, Hene alias «Enzo» |
25.9.2009
„Abenteuertrekking in Sardinien“ – so richtig vorstellen konnte sich keiner von uns, was sich dahinter verbarg. Darum waren wir ziemlich aufgeregt, als wir am Freitag um 8.45 Uhr mit zwei Autos in Zermatt aufbrachen. Wir fuhren nach Livorno, wo wir am Nachmittag im Hafen eintrafen. Unsere Reise sollte vorerst „deluxe“ beginnen, «Megaexpress», eine neue Fähre, komfortable Kabinen und eine gute Flasche Rotwein liessen die Überfahrt zu einem vergnüglichem Erlebnis werden.
26.9.2009
Sardinien und Porto Aranci empfingen uns mit einem herrlichen Sonnenaufgang. Unser Ziel lag ostwärts, wir fuhren quer über die Insel, vorbei an den typisch sardisch hügeligen Landschaften nach Santa Maria di Navarese am Golf von Orosei. Samstag war Schonprogramm: Checkin im Hotel Agugliastra, Mittagessen und sogar Strand standen auf dem Programm. Danach das Einkaufen unserer Verpflegung für die drei Openair-Abende mit angekündigtem Candlelight Dinner am Strand.
27.9.2009
Am Sonntagmorgen brachten wir den in Fässern verpackten Proviant an den Hafen und transportierten ihn mit unseren Supercapitano Andrea per Boot in die verschiedenen Buchten, also unseren Schlafplätzen und versteckten ihn dort hinter den Felsen. Während der Bootsfahrt konnten wir uns schon einen ersten Eindruck über unser „Revier“ der nächsten Tage machen: Was für eine gewaltige Felsküste! Unvorstellbar sich darauf fortzubewegen oder sogar zu laufen? Andrea liess uns in Pedra Longa von Bord. Von dort wanderten wir zurück nach Santa Maria di Navarese, zwecks Tiefen- und vor allem Temperaturakklimatisation. An diesem Abend genossen wir alle in Aussicht auf die Openair-Nächte das komfortable Bett und vor allem die Dusche.
28.9.2009
Abfahrt um 9 Uhr im Jeep bis Cuile de us Piggius. Auf ziemlich ruppigem und spitzem Kalkgestein bekamen wir gleich den ersten Vorgeschmack darauf, was „selvaggio“ bedeutet. Wildnis pur, von Wanderweg keine Spur. Balance war gefragt und unser schwerer Rucksack erleichterte die Situation auch nicht gerade. Aber trotz all dieser anfänglich ungewohnten Mühe wurden wir von Beginn mit diesem atemberaubenden Blick auf das Meer belohnt, der uns dann auch die ganze Woche über begleitete. Ausserdem waren wir erst in der Warmup-Phase, Selvaggio Blu bot immer wieder Überraschungen. Das Highlight an diesem Tag war ein Quergang, eine leichte Kletterei, ziemlich exponiert, wo uns Bettina ein Seil zur Sicherung einrichtete, sodass alle ihren Spass hatten. Gegen 17 Uhr erreichten wir dann Porto Pedrosu, wo wir nach einem erfrischendem Bad unser Nachtlager am Strand einrichteten. Unsere Zauberfee Bettina kochte uns das versprochene Candlelight Dinner, ein 3gang Menue vom Feinsten. Die Strapazen des Tages und eine gute Flasche sardischen Rotweins sorgten dafür, dass wir die erste Nacht unter freiem Sternenhimmel ziemlich gut schliefen.
29.9.2009
Laut Bettinas Programm sollte heute ein Entspannungstag werden mit relativ einfachem Gelände. Das stimmte auch ziemlich, obwohl man manche Passagen nicht unbedingt als leicht einstufen konnte. Aber der Blick und das Panorama faszinierten derart, dass man das unwegsame Gelände fast vergessen konnte. Die Überraschung gab es allerdings, als wir in Cala Goloritze eintraffen, wo wir eigentlich übernachten wollten. Unsere Verpflegung war gestohlen. Wir konnten das kaum glauben, aber auch nach längerem Suchen blieb unser Proviant verschwunden. Also hiess es trotz Entäuschung flexibel reagieren. So liessen wir uns per Boot von Andrea abholen und kontrollierten noch vor der Rückfahrt nach Santa Maria di Navarese den dritten Schlafplatz. Wie befürchtet war auch hier das Fass mit unserer Verpflegung verschwunden. Also hiess es neu organisieren und einkaufen.
30.9.2009
Was für ein Traumtag! Unter wolkenlosem und blauem Himmel fuhren wir per Boot zurück nach Cala Goloritze und waren somit wieder im Programm. Das sollte technisch auch der anspruchsvollste Tag werden, kurze Kletterpartien bis 4+ und mit Abseilstellen bis 13m und dabei immer dieser unglaublich traumhafte Blick auf das Meer, es war fantastisch. Etwas gewöhnungsbeürftig war vieleicht die Temperatur, die von uns jeweils sehr unterschiedlich definiert wurde, von „schön warm“ bis „Schwiinshitz“. Der Abstieg zum Schlafplatz Baku Mudaloru war auch sehr markant, steil und exponiert in einer Gerölllawine, die Knie wurden da sehr gefordert. Dafür genossen wir unsere Openair-Nacht wieder umso mehr.
1.10.2009
Und genauso ruppig begann der neue Tag. Ein Aufstieg von ca. 200 Höhenmetern in einer Geröll- und Felslawine in dem Wanderführer als „zigzaggando“ und wahrheitsgetreu als „fatigosamente“ (anstrengend) bezeichnet und das war es dann auch. Aufgrund mangelnder Wegmarkierungen (überhaupt keine!) war die Orientierung schwierig und der Regen liess das Gelände ziemlich rutschig werden, aber Bettina führte uns auch hier sicher durch. An diesem Tag bewältigten wir noch zwei Kletter- und Abseilstellen. Am Ermüdensten war aber das Finale, als wir am Schluss dieses Abenteuertages zurück in die Zivilisation auf eine Naturstrasse kamen und dann 7 km zu unserem Ziel Cala Sisine wanderten. Wir waren flach laufen nicht mehr gewöhnt! Umso mehr freuten wir uns bei der Ankunft im Rifugio über die wohlverdiente heisse Dusche und das super Abendessen.
2.10.2009
Was für ein schöner Abschlusstag. Eine „Entspannungswanderung“ nach Cala Luna, ein relativ kleiner Aufstieg auf einem zivilisierten Wanderweg mit einem Minitagesrucksack, wie ungewohnt! Den Rest des Tages verbrachten wir am Strand und genossen den letzten Abend unseres Abenteuertrekkings.
3.10.2009
Um 9.00h wurden wir von Andrea am Strand abgeholt und per Boot zurück nach Santa Maria di Navarese gebracht. Während der Fahrt konnten wir noch einmal unser „Revier“ betrachten. Beeindruckend, welche Strecke wir in den vergangenen Tage bewältigt hatten. Doch etwas schwermütig packten wir dann bei der Ankunft im Hafen unsere Rucksäcke in die Autos und starteten die Rückreise. «Megaexpress» erwartete uns schon und beim Abendessen hatten wir nochmals viel Gesprächstoff über die vergangenen Tage und die gemeinsamen Erlebnisse.
4.10.2009
Livorno empfing uns zwar sonnig, aber man bemerkte deutlich den Temperaturwechsel. Die Fahrt durch Italien und das Mittagessen in Domodossola waren gemütlich und als wir dann in Zermatt eintraffen, freuten wir uns dann doch, wenn auch etwas melancholisch, wieder zuhause und in den Bergen zu sein.
Liebe Selvaggiofreunde, von ganzem Herzen danke ich euch für die erlebnisreiche Zeit, die ich mit euch in Sardinien verbringen konnte. Eine Gruppe so homogen, kameradschaftlich und hilfsbereit, wie ich es selbst noch nie erlebt habe. Aber wen wundert es, bei der fantastischen Tourenleitung!
Liebe Bettina, im Namen von uns allen ein herzliches Dankeschön für das unbeschreiblich schöne Selvaggio Blu, deine Geduld, hilfreichen Ratschläge und fürsorgliches Einfühlvermögen, die dieses Trekking für uns alle zu einem unvergesslichen Abenteuer hat werden lassen.