SAC Sektion Zermatt
Alle Teilnehmenden sind am Samstag früh aufgebrochen, um die lange Anreise unter die Bahnräder zu nehmen – Zermatt ab 6.13 Uhr, via Brig, Domodossola, Locarno, Lugano nach Mendrisio, Ankunft um die Mittagszeit. Hier empfangen uns eine tiefgrüne Landschaft, Sonne und Wärme. Wir beziehen das Hotel und geniessen anschliessend ein gutes Mittagessen.
Anders als geplant, musste Köbi kurzfristig eine neue Wanderroute rekognoszieren, um die Tage nicht absagen oder an einen sicher weniger attraktiven Ort verlegen zu müssen: Die ursprünglich vorgesehene Wanderung konnte nicht durchgeführt werden, da die Monte Generoso-Bahn wegen Bauarbeiten bis 2015 nicht fährt…
Am Samstagnachmittag ist kein festes Programm vorgesehen; wir fahren zunächst gemeinsam mit dem Zug nach Melide. Dort bilden sich schnell drei Interessensgruppen: Alfons, Edi und Köbi besuchen „Swiss miniature“ und „reisen“ auf diese Weise durch die ganze Schweiz.
Bernadette, Elisabeth, Lilian und Marianne möchten eine Bootsfahrt auf dem Luganersee unternehmen, doch Rundfahrten gibt es bloss ab Lugano. Also nehmen sie den nächsten Zug, um dann einen gemütlichen Nachmittag auf dem Luganersee zu verbringen.
Leonie und meine Wenigkeit wollen sich etwas mehr bewegen und machen eine schöne „Waldwanderung“ von Melide nach Vico Morcote und wieder zurück. Am Abend sind alle glücklich und zufrieden über ihren selbständig gestalteten Nachmittag.
Am Sonntag erwartet uns die Hauptattraktion des verlängerten Wochenendes: Die Pfingstrosen! Beim Start ist es praktisch wolkenlos und so klar, dass wir bis zum Monte Rosa sehen können. Wir fahren mit dem Postauto von Mendrisio nach Cabbio (645 m) ins einsame Valle di Muggio, das südlichste Tal der Schweiz. Von dort geht es auf abwechslungsreichem Weg durch die Tessiner Landschaft – bald steil, bald weniger steil, meist im Schatten, immer wieder grenzüberschreitend – hinauf zum italienischen Rifugio Prabello des CAI (1201 m); Einkehr, um den Durst zu löschen.
Bereits unterwegs sind immer wieder spezifische Pflanzen der südlichen Schweiz wie zum Beispiel der Turiner Waldmeister zu bewundern.
Nach der kurzen Einkehr geht es möglichst schnell zu den Pfingstrosen; ein schmaler Weg führt durch eine relativ steile Gras-Flanke des Sasso Gordona (1410 m), die einem botanischen Paradies gleichkommt: Hier endlich können wir die wilden Pfingstrosen bestaunen, die in der Schweiz nur in diesem südlichsten Zipfel des Landes vorkommen – wir sind voller Bewunderung!
Die Wiesen sind zudem von oben bis unten mit weissen Punkten durchsetzt, mit jeweils einzeln blühenden Langensee-Narzissen – auch diese Pflanze ist nur im südlichen Tessin zu finden; bekannter ist ihre enge Verwandte, die oberhalb von Montreux wächst und zur Blütezeit eine beliebte Touristen-Attraktion bildet. Damit haben wir sowohl substanziell wie topographisch (ca. 1250 m) den Höhepunkt unserer Wanderung erreicht.
Der Rückweg führt nochmals am Rifugio Prabello vorbei, um danach auf einem anderen Weg via Alpe Bonello und Val Luasca wieder nach Cabbio abzusteigen. Wir besteigen den Bus um 15.47 Uhr. (Damit erreicht Lilian in Mendrisio noch den gewünschten Zug, denn sie muss bereits wieder nach Hause.)
Am Montag geht es auf den Monte San Giorgio (1096 m), der vor allem für Geologen und Saurierforscher von besonderem Interesse und von der UNESCO als Welterbe deklariert ist. Doch auch für Botaniker bietet er allerlei Überraschungen und Spezialitäten.
Um 8.32 Uhr fahren wir mit dem Bus von Mendrisio nach Meride Crocifisso (670 m). Nach einem zunächst schmalen und steinigen Weg treffen wir weiter oben auf einen der gepflegteren Wanderwege, wie sie von verschiedenen Seiten auf den Gipfel führen. Das botanische Highlight ist hier die Grasblättrige Schwertlilie, die genau für uns in Vollblüte steht. Auch sie gehört zu den seltenen Pflanzen, die in der Schweiz nur gerade hier vorkommen.
Auf dem Gipfel schliesslich haben wir einen grossartigen Rundblick auf die verschlungenen Arme des Luganersees und dessen Umgebung. Leider reicht die Sicht heute nicht bis zum Monte Rosa; auch das Rheinwaldhorn können wir nur erahnen.
Der Abstieg nach Meride (580 m) erfolgt geradewegs hinunter auf einer holprigen, aus Steinen kunstvoll zusammengefügten „Piste“. In dem gepflegten Tessiner Dorf reicht es noch für eine etwas hastige Einkehr. Um 13.13 Uhr bringt uns der Bus nach Medrisio; von dort geht es mit dem Zug zurück nach Hause.
Lieber Köbi, wir danken Dir ganz herzlich für die Organisation der speziellen Wanderungen zu diesen attraktiven und seltenen Blumen in dieser besonderen Region!