SAC Sektion Zermatt

Tourenbericht

Tour du Ciel, 20.–25. April 2009 → Fotos

Leitung:
Stephan Zeiter
Teilnehmer:
Diego Lareida, Läx Biner, Marc Sorgius, Anke Schneider, Hanni Gut und Joelle Zeiter

Montag, 20. April 2009: Schönbielhütte

Das fing ja gut an: in Zermatt regnete es in Strömen. Topmotiviert stiegen wir in die Bahn auf Schwarzsee. Dort oben sah es schon besser aus: es schneite. Nach einer kurzen Pulverabfahrt in den Stafel zeigte sich für einen Augenblick sogar die Nordwand vom Horu. Auf dem Gletscher öffnete sich plötzlich vor unseren Augen eine Katakombe aus Eis unglaublichen Ausmasses. Staunend sind wir stehen geblieben. Gut gelaunt und fast plutt gings danach schwitzend der Schönbielhütte entgegen. Passend zur Sektion bezogen wir das Matterhornzimmer. Beim Nachtessen lernte Anke, warum man sich nicht an den Kopf des Tisches setzen sollte. Schlussendlich wurde aber die Arbeit gerecht aufgeteilt: eine Hälfte fasste dreimal nach und die andere ging dafür abwaschen. Und zum Schluss hiess es: Geneppi gut, alles gut.

Dienstag, 21. April 2009: Tete blanche–Schonbielhütte


Nach kurzer Abfahrt von der Hütte haben wir die Felle montiert. Und dann ging d’Sunna üf. Die ersten Sonnenstrahlen liessen die Gletscher erleuchten. Laufen – stoppen – ausziehen – laufen stoppen – ausziehen – schwitzen. So gings zum Gipfel. Der faule Welsche Führer wollte um zverecku nicht nach vorne zum Spuren. Trotzdem kamen wir oben an. Dort wars zwar kühler, aber der Whisky wärmte von Innen. Als Dessert gab es eine Superpulverabfahrt, um die Gletscherspalten in drundig. Trotz Fantasien von Förderbändern und Liften mussten wir uns die letzten Meter zur Hütte in der Sauna hochkämpfen. Das Bier schmeckte danach herrlich – und auch die Schuhe. Leider platzte der Heli in unsere Mittagsruhe und wir mussten alle tüchtig anpacken, um all die Sachen zu verstauen. Während die meisten schliefen, hielt Diego Marcwache, der sich aber gekonnt an ihm vorbei ins Zimmer schlich und trocken bemerkte: «Schlafen die alle?» Nach einem feinen z’Nacht mit nur einer Flasche Wein gingen wir wieder ins Bett hinein, Läx zu seinem Harem.

Mittwoch, 22. April 2009: Arbenhorn (Mont Durand)–Cabane de Mountet


Und los gings – nein halt – die Felle mussten ja auch mit. Auf der Moräne montierten wir Felle und Harscheisen und gleichzeitig erglühte das Matterhorn in Rot. Spitzkehre um Spitzkehre gings rauf unter dem Hohwänggletscher durch, vorbei an wunderschönen Seracs. Die Stimmung und das Licht waren einmalig und das Fotografieren nahm kein Ende. Oben angekommen, lugte zwischen den Wolken schon das Aarbenhorn hervor. Zielstrebig schritten wir über eine Welt in Weiss dem Col entgegen – im Rücken Dent d’Herence und Matterhorn. Beim Skidepot angekommen, wurde angeseilt und Steigeisen montiert. Am sicheren Seil begleitet von starken Winden gingen wir Tritt für Tritt dem Gipfel entgegen. Oben genossen wir die Aussicht und unten den Heida. Ein herrlicher Pulverhang wartete auf uns. Aber ein lautes Zurufen hinderte uns im letzten Augenblick an der Abfahrt. Die Gruppe vor uns war schon wieder im Aufstieg – Wohl oder Übel, nehmen wir halt den nächsten Hang, der uns aber auch in perfekten Bedingungen, sprich Pulver, zum Gletscher hinunterführte. Nach ein paar schönen Schwüngen mussten wir, wieder in der Hitze, zur Cabane de Mountet aufsteigen. Glücklich angekommen plagte uns der Hunger und Durst – dank Rösti, Omelette und Bier aber nicht sehr lange.

Donnerstag, 23. April 2009: Dome de Moming–Cabane de Tracuit



Wenn das Mama wüsste … wie schön es ist. Trotz Frühstart überholten wir die Engländini dank einem geschickten Manöver, ausser einem der sich hartnäckig an der Spitze hielt, bis Zeiti die Geduld verlor und wir ihn links liegen liessen. Angeseilt mit Ski auf dem Rucksack und Steigeisen an den Füssen stiefelten wir wie gesteigeste Kater auf den Dome de Moming. Wenn wir es nicht gewüsst hätten, dass wir im Wallis sind, hätten wir es angenommen, weil es so schön war. Akrobatisch ging es im Pulver und Chnusperpulver den Anweisungen folgend und den Spalten ausweichend hinunter. Nach diversen Stürzen wusste jeder, dass man nicht im Bikini Ski fahren sollte. Ein kurzer Aufstieg von einer «guten» Stunde führte uns zum Col de Milon. Mittagspause in einer bombastischen, eindrücklichen Umgebung. Der letzten Aufstieg hatte im Vornherein einigen auf den Magen geschlagen. Es war dann aber halb so schlimm und in der Cabane de Tracuit gab es dann zum z’Vieri ein feines Fondue, bei dem sich noch Johann zu unserer Runde gesellte.

Freitag, 24. April 2009: Bishorn–Turtmannhütte



Hanni hatte den Deckenrekord: eine unten und fünf oben. Insgesamt brauchten wir 21 Decken … und es war immer noch frisch. Wir durften ausschlafen, was allerdings die drei Welschen bei uns im Zimmer nicht wussten. Die Blasen und die Kälte zwangen uns aber dann doch aufzustehen. Nach dem Frühstück empfing uns ein eisiger Wind und mit nicht klebenden Fellen gings dem Viertausender entgegen. Mit Skiriemen wurde aber auch dieses Problem behoben. Avec le ventre encore tout retourner de hier, Marc a reassemblé toutes ses forces et il a suivi les ski devant lui jusqu’au sommet. Nein; mit den Ski sind wir nicht bis ganz zum Gipfel weil wir das letzte Stück zu Fuss gehen mussten. Aus Selbstschutz warteten wir mit unserem Gipfelsturm bis die Grampini ohne Steigeisen wieder unten waren. Dafür mussten wir danach den Gipfel nur mit der Sonne teilen. Gipfelkuss, Gruppenfoto und Abricotine – was will man(n) mehr? Runter übten wir uns im Spur fahren. An der Tracuit vorbei, fuhren wir den schönen Gletscherhang runter auf das Plateau des Turtmanngletschers. Ausziehen war angesagt. Laut Anke gibt es dort das schönste und sauberste WC der Tour du Ciel. Nach dem Spiesslen (und Piesslen) fellten wir weiter der Schneefront entgegen. Schneeschauer und Sonne gleichzeitig – eine ganz spezielle Stimmung. Das schlechte Wetter liessen wir links liegen und fuhren der hohlen Gasse (sprich Gässji) entgegen. Mit und ohne Skis meisterten wir sie ohne Probleme, nicht super aber okay. Zu unserer Überraschung reichte es sogar mit den Skis bis zur Hütte, wo uns zuerst der Hüttenwart und dann die Schwarzwälder Torte persönlich begrüssten. Der Hüttenwart überlebte, die Torte aber nicht – so geht das.

Bishorn:



Samstag, 25. April 2009: Wasuhoru–Jungu

Nach dum gmietlichu z’Morgu folgte der gmitlich Aufstieg entlang den gewaltigen Kalkfelsen bis unters Pippijoch. Unser technisches Können wurde auf die Probe gestellt. Kurze Pulverabfahrt und steil gings rauf zum nächsten Grat. Dann wieder embri und wieder embrüf, überholt wurden wir nur vom Südtiroler Express. Die Memmen gingen dann aber runter, der Zeitiexpress hingegen stürmte noch das Wasuhoru. Fantastischer Ausblick inmitten der Walliser Bergwelt. Nach kurzen Gipfelraten und dem obligaten Gipfeltrunk gings durch alle Schneesorten (Bruch, Pulver und Sulz) ins Jungtal runter. Die Abfahrt war wirklich schön. Formationsweltmeister werden wir sicher nicht (siehe Foto). Die letzten Schneereste ausnützend näherten wir uns Jungu. Am Schluss buckelten wir die Ski noch ein paar Minuten. Es folgte eine spektakuläre Bahnabfahrt mit Wildtierbeobachtung nach Zaniglas wo wir mit endlosem Glockengeläute empfangen wurden.

Die Moral von der Geschicht: wir waren dem Himmel eine Woche lang dank Zeiti sehr nah oder wie die Deutschen sagen: «brutal schön» oder die Franzosen: «extra» oder die Bündner: «u gnarrut hibsch» oder die Mattini: «güät oder was».

Bericht: alle
Fotos: Zeiti